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Kalkanstrich bei Obstbäumen

Pinseln gegen Risse

So sehen die Stämme ein Jahr nach dem Kalken aus. Das Meiste ist durch Regen von den Stämmen herunter gespühlt.
So sehen die Stämme ein Jahr nach dem Kalken aus. Das Meiste ist durch Regen von den Stämmen herunter gespühlt.

Baumstämme zu kalken war früher Gang und Gäbe. Geld war rar und Obstbäume teuer und wertvoll. Sie wurden gehegt und gepflegt. Dazu gehörte einfach auch, jeden Herbst die Bäume zu kalken.

Warum kalkt man eigentlich?

Das Kalken hat mehrere Vorteile.

  • Der Wichtigste ist sicherlich, es schützt die Bäume vor Frostrissen. Wenn die kalte Jahreszeit beginnt, gibt es in der Regel immer noch ein paar sonnig-warme Tage. Auf der beschienen Seite des Baumstammes wird die äußere Rinde vorübergehend deutlich erwärmt. Rinde und das Holzgewebe werden aufgetaut. Das führt dazu, dass die Holzstruktur darunter quillt, sich aber nicht in dem gefrorenen Teil des Stammes ausdehnen kann. Die Folge - die Rinde platzt bzw. reißt auf. Meist entstehen vertikale Risse und als Folge 'brandige' Wunden.

Besonders von Januar bis März, wenn die Sonnenwärme deutlich an Kraft zunimmt und sie Stämme und dickere Äste erwärmt, in der Nacht aber die Temperaturen wieder stark fallen, treten diese Frostrisse auf. Letztere sind Eintrittspforten für Bakterien, Pilze und Schädlinge.

  • Ein weiterer Vorteil ist, dass im Kalk Mineralien enthalten sind. Im Laufe des Jahres wird der Anstrich nach und nach durch Regen abgespült und steht dem Baum so als zusätzlicher Dünger zur Verfügung.
  • Rehe gehen in der Regel im Winter eher nicht an gestrichene Stämme. Der Anstrich schützt also begrenzt vor Verbiss.
  • Der Anstrich verhindert zudem den Moosbewuchs an Stämmen. Gerade an Obstbäumen ist das nicht gewünscht, da der Stamm unter dem Moos ständig feucht bleibt und sich dort Schadinsekten einnisten. Beides kann dem  Baum auf Dauer zu schaffen machen.

 

Warum wirkt ein Kalkanstrich eigentlich gegen Frostrisse?

Der Kalk reflektiert zu einem großen Teil die Sonnenbestrahlung, so dass das Holz des Stammes keinen starken Temperaturschwankungen ausgesetzt ist. Tatsächlich kann ausschließlich ein Kalkanstrich dies bewirken.

 

Kaufen oder selbst machen?

Geht beides!

Du kannst in jedem gut sortierten Gartenmarkt Baumanstrich kaufen. Es nennt sich Weißanstrich. Der Vorteil ist, du braucht den Anstrich einfach nur aufrühren und kannst loslegen. Da es eine nicht gerade günstige Variante ist, würde ich nur dann mit den Fertigprodukten arbeiten wenn ich nicht zu viele Bäume kalken muss.

 

Du kannst aber auch deinen Anstrich selbst herstellen.

Hier gibt es zwei Varianten:

1. Kalkmilch
Du benötigst eine Mischung aus Kalk und Wasser (etwa 2 kg Kalk auf 10 l Wasser) mit etwas Lehm oder Kuhdung. Die Zugabe von Lehm oder Kuhdung verhindert das schnellen Wegspülen von Kalk durch den Regen. Alternativ geht übrigens auch Tapetenkleister.

Die Mischung sollte zähflüssig sein. So rinnt sie nicht sofort den Stamm hinunter, ist aber dünn genug um in alle Ritzen zu fließen.

2.Sumpfkalk
Das ist nur für versierte Garten- und Hobbywerker, den bei der Herstellung und Verarbeitung von Sumpfkalk sind Sicherheitsvorkehrungen (Hand-, Augen- und Mundschutz ) absolute Pflicht. Der Kalk ist stark alkalisch (ätzend). Die chemischen Reaktion von ungelöschtem Kalk und Wasser ist mit einer starken Hitzeentwicklung verbunden. Siehe hierzu bevor du planst diese Variante in Angriff zu nehmen unbedingt das Video zur 'Herstellung von Sumpfkalk'*!
Zur Herstellung benötigt man ungelöschten Brandkalk, oder noch besser Weißfeinkalk und Wasser. Auch hier kannst du auf fertige Sumpfkalkfarbe aus dem okölogischen Baustoff-Markt zurückgreifen (z.B. von der Firma 'Kreidezeit').

Ungelöschten Kalk solltest du wegen der starken Hitze-Entwicklung nur im Außenbereich und in einer Metalltonne anrühren, nicht wie im Video in einer Kunststofftonne!
Der Vorteil, diesen Kalk kannst du bei richtiger Lagerung jahrelang aufheben und nutzen.

 

Hier gibt es eine Anleitung von Tischlermeister und Restaurator Lothar Jansen-Greef zur *Herstellung von Sumpfkalk.

 

Wann ist der richtige Zeitpunkt zum kalken?

Ich kalke alle meine Bäume - also nicht nur die Obstbäume, Anfang November. Wenn du einmal aus welchen Gründen auch immer, es nicht geschafft hast, kannst du es noch bis in den Januar nachholen. Besser spät als nie. Wichtig ist lediglich, die Stämme müssen vollkommen trocken sein.

Gekalk wird ganz unkompliziert mit einem dicken Quastpinsel.

Wundere dich nicht - weiß werden die Stämme erst wenn die Farbe durchgetrocknet ist.

Gestrichen wird vom Boden bis zum Beginn der untersten Äste.

Die im November 2022 frisch gekalkten Bäume.
Die im November 2022 frisch gekalkten Bäume.

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