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Luxushütte für die kleinen Wilden

Wir bauen ein Wildbienenhaus

Vor einigen Jahren konnten wir wunderschöne Bienenbeuten aus

Süd-Frankreich erwerben. Sie standen dort ungenutzt auf dem Speicher einer alten Mühle.

Da wir davon mehrere bekommen haben, hatten wir die Idee, eines davon zu einem Insektenhaus für Wildbienen umzubauen.

 

Du kannst für dein Insektenhaus jede beliebige stabile Kiste oder Tonne aus Holz nehmen. Oder baue selbst etwas. Es muss keine Schönheit werden, sondern den Zweck erfüllen.

Gut wäre haltbares Holz welches nicht imprägniert wurde. Frag doch einmal beim Schreiner nach. Dort ist das Holz in der Regel schon rissfest, gut abgelagert.
Witzig sieht es auch aus, wenn du eine alte Schublade (z.B. vom Sperrmüll) dafür nutzt. Gerade wenn sie von sehr alten Möbeln stammen ist es meist richtig gutes, haltbares Holz (Eiche).

Dosenhäuschen mit Röhrchen gefüllt funktionieren nur dann, wenn die Röhren darin lang genug sind (mindestens 12 cm).

Aufgestellt oder gehängt werden die Nisthilfen sonnig und am Besten in der Nähe deines Lieblingssitzplatzes. So kannst du im Sommer gespannt das Getümmel hautnah erleben.

Erster Schritt - die Überlegung

Wie groß soll die Hülle für dein Wildbienenhaus sein?
Diese Frage stellt sich bei uns nicht. Die Bienenbeuten sind ja schon fertig.

Du hast beim Eigenbau noch die Wahl. Überlege zuerst wieviel Platz dir zur Verfügung steht.

Willst du das Häuschen später stellen oder hängen?

Hängende Insektenhäuser sollten nicht zu schwer sein. Da scheiden dann in der Regel größere Holzstämme und Lehm durch das Gewicht aus. Das macht allerdings nichts, denn Röhren werden sehr gerne besiedelt.

 

Was wollen wir darin unterbringen, was ist sinnvoll und was nicht?

 

  • Auf jede Fall Röhrchen in verschiedenen Größen. Diese gibt es aus Pappe, Schilf, Weizenhalmen oder Bambus.

Du könntest natürlich Röhren aus Schilfmatten oder Schilfröhricht selbst herstellen. Das hat allerdings einen Nachteil! Schilf lässt sich nicht ganz einfach verarbeiten. Die Schnittstellen sind sehr fransig oder das Schilf zerfasert beim Schnitt. Das haben wir gestern beim Zuschneiden feststellen müssen. Solche Röhren werden ungern oder garnicht besiedelt, da die Insekten instinktiv wissen dass sie sich ihre Flügel beschädigen würden.

Wir haben also ein Stück Schilfmatte testhalber über Nacht gewässert. Mal sehen ob es sich nun besser schneiden lässt. Das Ergebniss findest du weiter unten.

 

Was hält draußen dem Wetter stand? Was schimmelt auf Dauer? Die Länge der Röhrchen muss stimmen. Unter 10 - 12 cm werden diese nicht gut angenommen. Wo bekomme ich solche Röhren her? Und was kosten sie?

Amazon scheidet bei uns aus - dieses Unternehmen nutzen wir aus gutem Grund nicht.

  • Markhaltige Stängel

Die finde ich noch. Die kann ich selbst sammeln.

  • Backsteine mit verschieden großen Löchern?

Heizen diese sich nicht auf wenn es einen Sommer wie vor zwei Jahren gibt? Und lassen sie sich bohren ohne zu zersplittern? Vermutlich sind sie ohnehin zu schwer. Also werde ich etwas in dieser Form selbst herstellen. Da ich ja töpfere und einen Brennofen besitze klappt das.

  • Eine Lehmwand - unbedingt!

Welcher Lehm ist der richtige? Lehm ist ja nicht gleich Lehm. Am Besten Lös Lehm. Aber wo bekomme ich den?

  • mitteldicke Holzäste oder Holzblöcke mit eingebohrten Löchern.

Es muss Laubholz sein. Geeignet ist abgelagertes Hartholz (z.B. Obstholz, Esche, Buche, Hainbuche, Eiche). Glücklicher Weise hat der Nachbar vor einiger Zeit eine riesige Esche gefällt. Davon ist noch Holz in der richtigen Größe da.

Ich würde dir empfehlen bei einem Gartenbauer nach zu fragen. Dort fällt in der Regel häufig Holz an. Im Wald sammeln? Keine gute Idee. Erstens gehört der Wald jemandem, du must zumindest fragen und Holz welches dort auf dem Boden liegt ist meist schon angerottet und eignet sich eher wenig.

  • Sollen die "Abteilungen" nur zur Eiablage dienen oder einige auch zum Überwintern nutzbar sein?

Es soll bei uns nur zur Eiablage dienen. Da wir Totholzstapel, Steinhaufen und diverse Verstecke für Ohrwürmer haben, finden Insekten bei uns jede Menge Unterschlupf und Winterquartiere.

Für die Schmetterlinge gibt es separate Versteck-Häuschen.

 

Was brauchst du noch?

  • Leinöl

Damit streichst du dein fertiges Häuschen von außen, so wird es ökologisch wetterfest.

Da ich nicht dogmatisch bin, kannst du natürlich wenn es dir gefällt dein Wildbienenhäuschen auch bunt anstreichen oder lasieren. Achte nur darauf, dass es umweltverträgliche Farbe ist, denn Farben und Lacke die ausdünsten werden nicht besiedelt

  • Hasendraht

Baust du ein großes Haus, ist es ratsam die Anflugseite mit Hasendraht zu sichern. Vögel, allen voran Meisen sind sehr schlau. Sie picken gerne die Larven aus den Röhren heraus wenn diese erreichbar sind.

Los geht `  s - bauen wir...

Die Schilfröhren

Wenn du dir überlegt hast was du möchtest und die Utensilien besorgt sind geht es ans bauen.

 

Da Wildbienen gerne Röhren besiedeln, ist Schilf ein super Material. Die Halme sind natürlich-hohl und haben für Wildbienen  einen idealen Durchmesser.
Du kannst Sichtschutz-Schilfmatten nutzen. Sie werden bisweilen gebraucht angeboten. Die Matten sind allerding riesig und müssen passend für deinen Rahmen oder was auch immer auf Länge zugeschnitten werden.

Damit die Röhren später besiedelt werden sollten die Schnittkanten so glatt wie möglich sein. Dazu wässerst du die Matten mindesten 8 Stunden. Wir haben sie in den Teich gelegt - keine Sorge, sie gehen nicht unter. Ab und an müssen die Matten im Wasser gedreht werden. Alternativ stellst du die Enden einfach in einen Eimer mit Wasser.

Ist die Schnittstelle außreichend gewässert, kannst du mit einer scharfen! Gartenschere die Halme recht einfach auf Länge schneiden.

 

Links ist das Schilf trocken geschnitten, rechts wurde es über Nacht gewässert und dann geschnitten. Einfacher Trick mit großer Wirkung!

 

 

Die Schilfbündel werden nun straff gerollt und mit einer Kordel zusammengebunden. Das hat den Vorteil, dass Vögel die Halme nicht einfach herausrupfen können.

Die Röhren müssen am hinteren Ende geschlossen sein, was in der Regel bei den meisten Schilfhalmen duch die natürlich gewachsenen Knoten der Fall ist.


Mein Tipp

Noch besser als Schilf eignet sich Bambus. Der Aufwand ist zwar deutlich größer und eignet sich deshalb eher für kleinere Häuschen und es ist auch teurer, dafür aber deutlich! langlebiger.

 

Baust du ein kleines Dosenhäuschen eignen sich gekaufte Strohhalme aus echtem Stroh.

Hier musst du lediglich darauf achten, dass das Ende der Halme im Doseninneren verschlossen sein muss. Das geht mit Lehm oder Watte, aber auch mit Gips oder Heißkleber.

Achte beim Aufhängen darauf, dass die Dosenöffnung leicht nach vorngeneigt angebracht wird, damit Wasser ablaufen kann.


Das Holz

Für Wildbienenhäuser eignet sich am Besten abgelagertes Laubholz. Warum Laubholz?

Holzdichten sind sehr verschieden. Laubholz ist eher hart und fest, Nadelholz dagegen sehr weich. Es ist kaum möglich saubere, scharfgratige Bohrungen hin zu bekommen.

 

Das Holz sollte gut abgelagert sein, denn bei frischem Holz ist die Holzfeuchte zu hoch. Das kann dazu führen, dass der Pollen und Larven in der Niströhre verschimmeln oder letzter verhungern.

 

Auch wenn es immer heißt...nicht ins Stirnholz bohren, meine Erfahrung zeigt, den Insekten ist es relativ egal. Sie nehmen was sauber ausgebohrt und trocken ist und den für sie richtigen Durchmesser besitzt.

Ich bohre die Löcher so, dass sie nicht in Rissen sind. Sollte es doch einmal so sein, werden sie einfach nicht besiedelt. Wichtiger finde ich genügen Raum zwischen den Bohrungen zu belassen.

 

Verschiedene Wildbienen bevorzugen verschieden große Bohrungen.
Hier eine kleine Übersicht sortiert nach Größe der Bohrung:

  • 2,5 - 4 mm - Maskenbienen
  • 3 - 3,5 mm - Löcherbiene
  • 3 - 5 mm - Scherenbiene
  • 4 - 5 mm - Stahlblaue Mauerbiene
  • 5 - 7 mm - Rote Mauerbiene
  • 6 - 10 mm - Gehörnten Mauerbiene

Die Länge der Bohrungen und Röhren sind ganz entscheidend ob diese überhaupt besiedelt werden. Angebotene Schilfröhren in Bündeln gepackt sind meist viel zu kurz und oft an beiden Enden offen.

 

Es gibt einen groben Anhaltspunkt für dich: die Lochtiefe soll mindestens dem 10fachen des Durchmessers entsprechen - besser etwas mehr..

Wenn du beispielsweise eine Bohrung von 6 mm machst, sollte die Tiefe mindestens 6 cm betragen. Ich bohre der Einfachheit halber allerdings alle Gänge etwa 12 - 15cm tief.

 

Lehm

Lehm ist bei vielen Insekten sehr beliebt, vorausgesetzt er ist nicht zu fest. Daraus ergiebt sich schon die erste Schwierigkeit, denn Lehm ist nicht gleich Lehm.

 

Und zusätzlich zu bedenken ist: eine Lehmwand bringt viel Gewicht mit sich, ist also nicht für jedes Häuschen geeignet.

 

Eine Lehmwand wird nur dann besiedelt wenn 1. kein Stroh oder ähnliches enthalten ist und
2. sie nach dem Trocknen stabil aber abkratzweich ist. Das gelingt durch die Mischung mit ungewaschenem Sand (kein Spielsand aus dem Baumarkt. Dieser ist glattgeschliffen und das ganze hält nicht) und Wasser. Ein perfektes Mischungsverhältnis gibt es nicht, denn jede Lehmsorte verhält sich anders. Hier hilft nur - Versuch macht "kluch". Kleine Menge mischen, trocknen lassen und ankratzen. Lässt sich der Lehm leicht abschaben ohne das der Block auseinanderfällt ist er für Wildbienen genau richtig.

Hat es geklappt suchst du dir ein nicht zu dichtes Gefäß. "Nicht zu dicht" meint, überschüssiges Wasser sollte ablaufen können, sonst dauert es ewig bis der Brocken trocken genug ist. Mische deinen Lehm wie im Verhältnis zuvor und fülle das Gemisch in das Gefäß. Lass es am besten schattig und kühl trocknen. Das dauert zwar länger, aber dafür hast du kaum Rissbildung.

 

Wer an Löslehm kommt kann sich glücklich schätzen. Dieser kann einfach wie er ist verbaut werden.

Ziegelsteine

Häufig sieht man sie in fertig angebotenen Häusern. Meiner Meinung nach ist das vollkommen sinnlos. Wenn du dir das nebenstehende Foto anschaust verstehst du sicher wieso.

Diese Steine machen nur dann Sinn, wenn du sie mit Röhren befüllst und diese im Hohlraum des Ziegels mit Lehm verklebst. Anderfalls rupfen Vögel die besiedelten Röhrchen in Rekordzeit aus den Ziegeln. Mir wäre das zu viel Arbeit.

Besser eignen sich da schon gestapelte Strangfalz-Ziegel. Diese sind allerdings recht teuer. Dafür sehen sie sehr hübsch aus.

Strangfalz-Ziegel
Strangfalz-Ziegel

Möchtest du, dass dein Wildbienenhaus auch zum Überwintern geeignet ist, kannst du Fächer mit Stroh, Holzwolle (gibt es günstig beim Schreiner) oder getrocknetes Laub füllen. Hier finden Florfliegen, Spinnen, Marienkäfer, Ohrenkneifer und viele ander Wildlinge über Winter einen trockenen Unterschlupf.

 

Die Krux....

Etwas gibt es allerdings bei dieser Art der Kombination zu bedenken. Ohrenkneifer siedeln sich gerne in Holzwolle und Stroh an. Sie sind Pollenräuber, dass heißt es kann sein dass sie verschlossene, besiedelte Röhren öffnen um an den Pollen zu kommen. Besser ist es, ein separates Winterhaus zu bauen, welches nicht zu dicht am Wildbienenhaus aufgestellt wird.

 

Viel Pflege benötigen die Wildbienenhäuser übrigens nicht - solange du ein gutes Außengerüst baust. Ich streiche meine lediglich im zeitigen Frühjahr mit Leinöl. Sehe ich, das Vögel sich daran zu schaffen machen, versehe ich die Front mit Hasendraht.

Du kannst das Ganze natürlich auch  vollkommen "wild" gestalten.

 

Dazu sammelst du kleine Äste, dickere Stämme und stapelst alles zusammen mit Stroh zu einer Miete auf. Ein Dach drauf und du hast ganz viel Lebensraum geschaffen.

 

Du siehst, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

 

 

 

 

 

 

So sieht übrigens derzeit unser Wildbienenhaus aus.

Der "Mann der alles kann" hat sehr gekonnt die Fronten heraus genommen, ohne dass die Elemente an Stabilität eingebüßt haben.
In das leere Fach kommt die Lehmwand. Damit der Lehm nicht nach und nach einfach hinaus bröselt werde ich eine Reihe aus alten Dachziegeln legen, darauf eine dicke Schicht Lehm und wieder Dachziegel und so weiter. So hält der Lehm, so hoffe ich, etwas besser.

 

Viel Freude beim Mitbauen....über Fotos die wir hier von euren Häuschen veröffentlichen dürfen, würden wir uns sehr freuen.


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