Grün grün grün sind alle meine Blätter...

Grünkohl und die 'uselige' Jahreszeit gehören einfach zusammen

Brassica oleracea
Brassica oleracea

Grünkohl ist seit meiner Kindheit ein unbedingtes 'Muss' wenn im Herbst die ersten Stürme um's Haus pfeifen oder meine Beete draußen vom Frost weiß wie überzuckert scheinen.

Dann gibt es für mich fast nichts besseres als einen schön gedeckten Tisch und ein Teller voll heißem Grünkohl.

 

In meinem Garten wachsen zwei Sorten:

Der 'Krause Grüne', der meist auf den Märkten angeboten wird und schwarzer Palmkohl - 'Nero di Toscano' (Brassica oleracea var. palmifolia).

Ersterer ist super zum Einkochen, beim zweiten bin ich noch nicht so überzeugt, dass ich ihn toll finde. Er schmeckt etwas anders und ist sehr anfällig für Blattlausbefall, macht also deutlich mehr Arbeit beim Säubern.

 

Dieses Jahr war ein gutes Grünkohljahr bei mir. Also bin ich jetzt - Ende Oktober, mit einem Wäschkorb ausgestattet in meinen Gemüsegarten gestapft und habe mich durch den Blatt-Urwald gewühlt und geerntet was das Zeug hielt. Eine große 'Bütt' voller sattgrüner Blätter ist zusammen gekommen - wohlgemerkt nur vom Krausen Grünen. Hmmm - sah im Beet garnicht so viel aus.

 

Let ` s cook:

 

  1. Macht eusch nackisch, meine Schätzekes
    Also, erst einmal die Blätter entrippen. Super - das ging ja einfach.
  2. Auf zur Wasserschlacht
    Da der Kohl bis auf ein Blatt keinerlei Blattläuse - und ich vorsichtig gepflückt hatte, ging auch das 'putzen' schnell.
  3. Hacke-hacke Beilchen
    Ich mag Kohl am Liebsten, wenn er recht klein geschnitten ist. Also, ratz-fatz das Messer noch einmal geschärft und ran an die Blätter. Das hat schon einige Zeit in Anspruch genommen. Ist aber in jeder Stimmung supi - entweder ich kann meinen Frust weghacken oder meditativ zu schönem Jazz die Blätter kunstvoll in Form schnitzen.
  4. Ja heul doch
    Zwiiiiiiiebeln schneiden. Ich versuche ja immer, diese Aufgabe mit scheinbar unwiederlegbaren, fadenscheinigen Argumenten meinem Mann zu zu schanzen, aber ich glaube er hat das durchschaut. Sobald ich die kleinen Kugeln der Hölle aus der Speisekammer hole, hat er ganz zufällig noch einen geschäftlichen Termin oder ist gerade auf dem 'Sprung' mit den Hunden zu gehen. Hmmmm, ich glaube ich sollte das Konzept noch einmal überdenken.
  5. Prötsche, prötsche
    Jetzt aber. Im Kühlschrank mit wasserverhangenem Blick nach dem Butterschmalz tasten, diesen in den Töpfen zum schmelzen bringen, wärend ich meine 'miese-böse-Zwiebel-spritzen niiiiiiie-woanders-hin-immer-nur-in-meine-Augen-Tränen' trockentupfe und dann die Zwiebel bei kleiner bis mittlerer Hitze darin goldbraun rösten.
  6. Bisschen Gesundes geht immer
    Wärenddessen koche ich separate zwei Liter Gemüsebrühe (je Topf) auf.
    NATÜRLICH selbstgemacht, was für eine Frage!
  7. Passt niiiiiiiemals da rein
    Jetzt kommt nach und nach der Grünkohl in die Pötte. Was ausieht als ob es NIE UND NIMMER in die Töpfe passt fällt nach und nach in der Hitze zusammen. Den Grünkohl lasse ich unter Rühren anschwitzen. Immer wenn eine Portion zusammengesackt ist, fülle ich den Topf wieder bis oben mit Kohl auf. So passen erstaunlicher Weise ein ganzer Wäschekorb Blätter in zwei große Kochtöpfe.
  8. Lazy cookin
    Jetzt kommen in jeden Topf die vorbereiteten 2 Liter Gemüsebrühe und ein paar Stücke Dörrfleisch. Dazu kommt je eine ganze Zwiebel, du brauchst sie nicht hacken. Die Zwiebel soll lediglich Geschmack abgeben. Pfeffer, etwas Salz - nicht zuviel, denn die Fleischeinlage gibt ja auch noch Salz ab. Alles einmal aufkochen und dann die Platte auf kleine Flamme herunter drehen, dass der Inhalt leicht simmert. Deckel druff und die nächste halbe Stunde Füße hoch und Kaffeepause ....
  9. Der Timer der Pingeligkeit
    Jetzt bereite ich die Kartoffeln zu. Schälen, vierteln und dann genau 7 Minuten in kochendes Salzwasser geben...keine 7.16 Minuten und - nein - auch keine 6.49 Minuten. Genau 7 Minuten. Dann schütte ich sie ab und sie bekommen eine ausgiebige Dusche mit kaltem Wasser, damit sie nicht nachgaren. Das passiert ja dann beim Einkochen.
  10. Kaffee, Pipi, Klo - manchmal muss das halt so
    Nach dem Kaffeegeschlürfe und der Kartoffelvorbereitung einmal alles im Grünkohltopf durchrühren. Nun die vorgekochten Kartoffeln dazu geben und unterrühren. Die Mettwurst oder was immer du gerne als Einlage haben möchtest obenauf legen und wieder für eine weitere halbe Stunde bei geschlossenem Deckel simmern lassen. Kaffeepause zwo...
    Ich wusste garnicht, dass bei Grünkohl kochen soviel Kaffee getrunken wird....
  11. Hot Hot Hot
    Die frisch ausgekochten Gläser mit Deckel und Einmachgummis bereitstellen. Ebenso den ausgekochten Trichter, eine Kelle und ein sauberes Handtuch. Auch die Verschlussklammern bereit legen.
  12. Im Trüben fischen
    Als nächstes fische ich alles Fleisch aus den Töpfen und verteile es gleichmäßig auf alle Einkochgläser. Nun den Eintopf inklusive der Flüssigkeit heiß auf in die Gläser geben, so dass sie zu 3/4 gefüllt sind. Sofort sauber verschließen - dafür brauche ich das Handtuch denn die Deckel sind wirklich sehr! heiß.
  13. Ziellinie
    Alles geht jetzt bei 100°C für 120 Minuten in den Einkochtopf. Wer auf Nummer sicher gehen will, kocht nach 24 Stunden ein zweites mal ein - 100°C, 60 Minuten.
  14. Das kratzen an der Tischkante und das Scharren mit den Füßen
    Ein typisches Geräusch auch noch Tage nach dem Einkochen, denn Grünkohl schmeckt am Besten wenn er ziehen durfte. Das dauert ein paar Wochen. Aber dann ist er dafür auch unglaublich lecker....vorausgesetzt unser Sohn hat ihn bis dahin nicht schon stibitzt.
    Du brauchst den Grünkohl lediglich gut durcherhitzen und dann andicken. Das geht am Besten mit ein paar Löffelchen Haferflocken. Und dann - ran an die Löffel.

Guten Appetit

 

 

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MEIN TIPP

Viele Köche blanchieren den Grünkohl vorab, damit er seine schöne grüne Farbe behält und nicht bräunlich wird, das Auge isst ja bekanntlich mit. Ich mache das nicht, ich mache es wie meine Tante Traudchen - wenn ich den Kohl mit Brühe aufgegossen habe und alles beginnt zu köcheln, kommt ein Teelöffel Natron mit in den Topf. Das spart einen Arbeitsschritt, spart Energie, spart Wasser, spart meine Nerven und funktioniert genau so gut.



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